Uranmunition verseucht die Welt

Frieder Wagner. (Bild mb)

Todesstaub «Made in USA»: verstrahlt, vergiftet, vertuscht

von Frieder Wagner,* Deutschland, Rede gehalten anlässlich der Friedensdemonstration in Köln vom 26. November 2023

(29. Dezember 2023) Meine Damen und Herren, liebe Freunde, am 6. März dieses Jahres hat die britische Staatssekretärin Annabel Goldie erklärt, dass in die Ukraine mit den von der britischen Regierung angekündigten Challenger 2-Panzern auch Urangeschosse mitgeliefert werden. Was bedeutet das?

Nun – Uranwaffen werden aus abgereichertem Uran 238 hergestellt, englisch nennt man das Depleted Uranium (DU), was ein Abfallprodukt der Atomindustrie ist.

DU – hochgiftig und teure Lagerhaltung

Wenn man aus Natururan Brennstäbe für Atomkraftwerke im Gewicht von 1 Tonne herstellt, fallen etwa 7–8 Tonnen abgereichertes Uran an. Diese sind zwar als Alphastrahler nur schwach radioaktiv, aber hoch giftig, müssen also entsprechend entsorgt und bewacht werden und das kostet Geld – viel Geld.

Das radioaktive abgereicherte Uran hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren – so alt ist unser Sonnensystem – das heisst, dieses Zeug haben wir ewig und inzwischen gibt es weltweit davon etwa 1,4 Millionen Tonnen und sie werden täglich mehr. Dieses Schwermetall ist fast doppelt so schwer wie Blei und so stellte sich alsbald die Frage: Wie wird man dieses gefährliche Zeug wieder los?

Da entdeckten die Waffenentwickler der Militärs, vor etwa 50 Jahren, dass dieses Metall, das als Abfallprodukt sehr billig zu haben ist, für militärische Zwecke zwei ausgezeichnete Eigenschaften besitzt:

Durchdringt Stahlbeton

Formt man dieses Metall zu einem spitzen Stab und beschleunigt ihn entsprechend, dann durchdringt er aufgrund seines enormen Gewichtes Stahl und Stahlbeton, wie Butter. Dabei entsteht an diesem abgereichertem Uranstab, wenn er in einen Panzer eindringt ein Abrieb, der sich bei der enormen Reibungshitze von 3000–5000 Grad Celsius explosionsartig selbst entzündet. Das heisst, wenn sich ein solches Geschoss in Sekundenbruchteilen durch einen Panzer schweisst, entzündet sich das abgereicherte Uran von allein und die Soldaten in dem Panzer verglühen. Gleichzeitig explodiert 1–2 Sekunden später die im Panzer befindliche Munition und der Panzer selbst wird zerstört. Das heisst, wegen dieser beiden Eigenschaften: Stahl wie Butter zu durchdringen und die Fähigkeit sich selbst zu entzünden und so wie ein Sprengstoff zu wirken, ist das Abfallprodukt der Atomindustrie, das «abgereicherte Uran», heute bei den Militärs so beliebt.

Keramisierte, unlösliche Nanopartikelchen

Das ist aber noch nicht alles: Bei den hohen Temperaturen von bis zu 5000 Grad Celsius verbrennt das Urangeschoss zu keramisierten, Wasser unlöslichen Nanopartikelchen, die 100 mal kleiner sind als ein rotes Blutkörperchen. Das heisst, es entsteht praktisch ein Metallgas und dieses Metallgas ist weiterhin radioaktiv und hoch giftig.

Auch amerikanischen Militärwissenschaftlern ist inzwischen die Tatsache bekannt, dass diese Nanopartikelchen eingeatmet oder mit der Nahrung aufgenommen, im menschlichen und tierischen Körper überall hinwandern können: in alle Organe, ins Gehirn, in die weiblichen Eizellen und in den männlichen Samen. Schon 1997 wurde bei fünf von 25 amerikanischen Veteranen, die seit dem Golfkrieg 1991 Uranfragmente im Körper haben, abgereichertes Uran 238 im Sperma festgestellt! Überall wo sich dieses Uran 238 im menschlichen Körper ablagert, kann es darum wegen der Radioaktivität und der hohen Giftigkeit zu folgenden Krankheitsbildern kommen: einem Zusammenbruch des Immunsystems wie bei Aids mit ansteigenden Infektionskrankheiten, schweren Funktionsstörungen von Nieren und Leber, hoch aggressiven Leukämien und anderen Krebserkrankungen, aber auch zu Störungen im Knochenmark, sowie genetischen Defekten und Missbildungen mit Aborten und Frühgeburten bei Schwangeren, wie wir es auch nach den Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki und der Tschernobyl- und Fukushima-Katastrophe erlebt haben.

DU-Einsatz ist ein Verbrechen: Beginnende Aufarbeitung

(rs) Der Einsatz von Munition mit Depleted Uranium (DU) ist – ähnlich wie der Einsatz von Agent Orange im Vietnam-Krieg – ein Verbrechen an Zivilisten, an den nachfolgenden Generationen, aber auch an der Umwelt und der Natur. Der Einsatz ist nicht kontrollierbar. Es ist bekannt, dass in Afghanistan, Irak und Kosovo DU-Munition zum Einsatz kam, aktuell wird sie in der Ukraine zum Beispiel durch britische Challenger-2-Panzer verschossen.
Nach Jahrzehnten des Schweigens wird die juristische Aufarbeitung fortgesetzt. Zwar zäh und immer wieder durch Staaten behindert, die diese Waffen zum Einsatz bringen oder bringen wollen.

Resolution gegen Uranwaffen

Eine Resolution zur Uranmunition ging im November 2018 durch den Abrüstungsausschuss der UN-Generalversammlung. 140 Länder stimmten dem Antrag zu, der einen «vorsichtigen Umgang» mit der Munition anmahnt. 4 Staaten stimmten dagegen: die USA, Grossbritannien, Frankreich und Israel. 26 weitere enthielten sich, darunter Russland, die Türkei – und Deutschland.
Schon vorher hatte die UN-Generalversammlung anhaltende Befürchtungen über Gesundheitsrisiken von abgereichertem Uran anerkannt. Das Plenum der UN-Generalversammlung verabschiedete 2016 eine neue Resolution zu Uranwaffen mit 151 zu 4 Stimmen bei 28 Enthaltungen.
In Bezug auf den Kosovo-Krieg 1999 nimmt die Aufarbeitung wieder an Fahrt zu: In Italien wurden bereits vor Jahren Tausende Soldaten entschädigt, die im Kosovo gedient hatten und später unter anderem am sogenannten Balkan-Syndrom – einer speziellen Leukämie – erkrankten. Sie erhielten Schadenersatz zwischen 700 000 und 1 000 000 Euro. Nach Angaben der Nato wurden 15 Tonnen DU-Munition auf Gebiete in Serbien und im Kosovo eingesetzt.

Klagen gegen DU-Einsatz vorbereitet

Der Anwalt Srdan Aleksic vertritt 4000 Krebspatienten aus der Region des Kosovo-Krieges und verklagt die Nato. Er weist darauf hin, dass die Erkrankungen Spätfolgen dieser Einsätze von DU-Munition sind. Die ersten Klagen hatte er im Jahr 2021 beim Obersten Gericht in Serbien eingereicht. Seine Klienten sind an spezifischen Krebsarten erkrankt. Es handelt sich dabei um solche, die nach medizinischen Erkenntnissen nicht auf natürliche Weise entstehen. Die Betroffenen leiden nicht nur an einer einzigen speziellen Krebsart, sondern an zwei oder dreien gleichzeitig. Etwa Hautkrebs und Krebs des Lymphsystems oder des Gehirns oder Blutkrebs. Ein weiteres starkes Indiz für den kausalen Zusammenhang von Krebserkrankungen und dem Einsatz von DU-Munition ist der starke Anstieg der Krebsrate in den betroffenen Gebieten.
Mutige Anwälte wie Srdan Aleksic brauchen mediale und materielle Unterstützung. Im Gegensatz zur Rüstungslobby oder staatlichen Apparaten kann er nicht auf grosse finanzielle und personelle Ressourcen zurückgreifen. Und doch steht Aleksic für die Rechte von Millionen Menschen ein, die nichts anderes wollen, als in einer sauberen Umwelt leben und gesunde Kinder auf die Welt bringen.

DU – die furchtbarste Waffe

Wir müssen heute sagen, Uranmunition und Uranbomben sind wegen der Radioaktivität und der hohen Giftigkeit die wohl furchtbarsten Waffen, die heutzutage in Kriegen eingesetzt werden, weil sie die Menschheit unweigerlich in den Abgrund führen. Das ist seit Jahrzehnten eine wissenschaftliche Tatsache und der amerikanische Arzt Dr. Karl Muller, hat dafür schon 1946 den Nobelpreis erhalten. Trotzdem haben die alliierten Streitkräfte der USA und der Nato in den vergangenen fünf Kriegen so getan, als würde es diese Tatsache nicht geben: 1991, im ersten Irakkrieg haben die alliierten Streitkräfte mindestens 320 Tonnen dieser Uranmunition eingesetzt. Aus einer vertraulichen Mitteilung des britischen Verteidigungsministeriums wissen wir inzwischen auch, dass schon die Anwendung von 40 Tonnen dieser Uranmunition in bewohnten Regionen zu 500 000 Nachfolgetoten führt, und zwar durch so entstehende hoch aggressive Krebstumore und Leukämien. Dazu ein Beispiel:

1995 im Bosnien-Krieg wurde die kleine serbische Stadt Hadzici, 15 km entfernt von Sarajewo, mit Uranbomben vom Typ GBU 28 bombardiert – der Grund: die Serben hatten dort ein Reparaturwerk für Panzer. Damals ahnten die Serben, dass die eingesetzten Bomben auch nach ihrer Anwendung lebensgefährlich für die Bewohner sein könnten und siedelten 3500 Bürger von Hadzici in das serbische Gebirgsstädtchen Bratunac um. Doch es war schon zu spät, denn viele dieser Menschen hatten sich schon kontaminiert. Und so starben in den nächsten fünf Jahren von den 3500 umgesiedelten Bürgern aus Hadzici 1112 an aggressiven Krebserkrankungen, während in Bratunac selbst nur ganz wenige Menschen an Krebs erkrankten. Der britische Journalist Robert Fisk schrieb darum zu Recht im britischen «Independent»: Man hätte auf die Grabsteine dieser Menschen schreiben können: Gestorben an den Folgen des Einsatzes von Uranmunition.

Mehrfacher aggressiver Krebs

Stellen Sie sich vor, jemand käme auf die Idee 1000 Tonnen des atomaren Abfallprodukts «abgereichertes Uran» zu Feinstaub zu zermahlen und würde dann diesen Uranstaub aus einem Flugzeug über Deutschland verteilen. Das wäre eine schreckliche Katastrophe. Alle sportlichen Outdoor-Veranstaltungen müssten verboten werden. Es dürften keine Fussballspiele mehr stattfinden, alle Stadien und Kinderspielplätze müssten geschlossen werden und niemand dürfte mehr ohne Schutzanzüge und Gasmasken auf die Strasse gehen – auch nicht zum Einkaufen. Nach wenigen Wochen würden Tausende von Kleinkindern an aggressiven Leukämien erkranken. Monate später würden Zehntausende von gerade noch gesunden Erwachsenen an Krebs erkranken, später dann Hunderttausende, noch später Millionen. Wenn Sie jetzt sagen, dass das ja zum Glück nur ein Gedankenspiel ist, dann muss ich Ihnen leider sagen: Willkommen im Irak, im Kosovo, in Afghanistan, willkommen in Serbien, in Libyen und in Somalia. Denn die USA haben mit der Nato in allen ihren vergangenen Kriegen in diesen Ländern diese Waffen aus abgereichertem Uran angewendet. Mit dem Ergebnis, dass in diesen Ländern jetzt Erwachsene an Mehrfachkrebs erkranken und Babys ohne Augen, ohne Beine und Arme, Babys, die ihre inneren Organe in einem Hautsack aussen am Körper tragen, geboren werden und unter furchtbaren Schmerzen irgendwann sterben.

Uranmunition – ein Tabuthema

Durch die Anwendung dieser Uranmunition und Uranbomben vom Typ GBU 28 und 30 sind im Irak, im Kosovo und natürlich auch in Afghanistan inzwischen ganze Regionen wegen der radioaktiven und hoch giftigen Kontamination durch die Uranwaffen nicht mehr bewohnbar. Dies wurde durch eine Veröffentlichung der irakischen Presseagentur bestätigt, in der stand, dass nach Untersuchungen von unabhängigen, irakischen Wissenschaftlern festgestellt wurde, dass durch die Bombardierung der Alliierten mit Uranbomben im Krieg 1991 und 2003 im Irak heute 18 Regionen nicht mehr bewohnbar sind und dass deshalb die Bevölkerung dort unbedingt evakuiert werden müsste, doch dazu fehlt das Geld. Das liest man hier in keiner Zeitung und man erfährt es auch nicht aus den TV-Medien, weil das Thema «Uranmunition und die Folgen» ein Tabuthema geworden ist. Denn nicht die viel beschworene Klimakatstrophe ist die unbequemste Wahrheit, nein die unbequemste Wahrheit sind die furchtbaren Folgen der Uranmunition.

Ich prognostiziere hier an dieser Stelle und bin mir da einig mit vielen unabhängigen Wissenschaftlern weltweit, dass von unseren Tausenden eingesetzten Soldaten im Kosovo und in Afghanistan und das gilt für alle dort stationierten Soldaten, etwa 30 Prozent durch Uranmunition kontaminiert nach Hause gekommen sind. Und diese Soldaten werden alle mit ihren Ehefrauen und zukünftigen Ehefrauen Kinder zeugen und werden ohne es zu wissen ihre Kontamination an ihre Kinder und Kindeskinder weitergeben, mit allen furchtbaren Folgen von Missbildungen, Immunschwäche, Leukämien, Krebstumoren und Gen-Defekten. Doch die verantwortlichen Politiker unserer heutigen Bundesregierung sagen weiterhin, dass es keine Erkenntnisse zu möglichen gesundheitlichen Folgen durch den Einsatz der Uranmunition gibt.

Politiker lügen zu DU

Welche Schlüsse müssen wir daraus ziehen, dass uns Politiker heute derart belügen? In Sachen Uranmunition können wir jedenfalls folgendes sagen: Die Gefahren der Uranmunition waren seit dem Golf-Krieg von 1991 und dem Kosovo-Krieg 1999 öffentlich und bekannt, auch unseren damaligen und heutigen Politikern. Wer darum 2001 für den Afghanistan-Krieg und 2003 für einen erneuten Golf-Krieg gestimmt hat, der stimmte nicht nur für einen völkerrechtswidrigen Krieg, sondern auch wissentlich und willentlich für das Kriegsverbrechen «Uranmunition». Sie alle können sich nicht darauf zurückziehen, von der zwangsläufigen Verwendung von Uranmunition und den Folgen in einer damaligen kriegerischen Auseinandersetzung nichts gewusst zu haben. Und ich sage Ihnen: unsere Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel ist von Beruf Physikerin, sie müsste das ganz genau gewusst haben. Sie werden sich alle für die Folgen eines Tages verantworten müssen. So wie es der amerikanische Wissenschaftler John W. Gofman, der als Physiker an der Entwicklung der Hiroshima-Bombe mitgearbeitet hat und der auch Arzt war, 1979 in einem Offenen Brief gefordert hat. Er sagte schon damals:

«Ich denke, dass mindestens 100 Wissenschaftler, die sich mit den biomedizinischen Aspekten der Niedrigstrahlung beschäftigt haben – mich, Gofman, eingeschlossen – Kandidaten für ein Nürnberg ähnliches Gericht sind, da sie mit ihrer grossen Nachlässigkeit und Verantwortungslosigkeit Verbrechen gegen die Menschheit begangen haben. Denn jetzt, wo die Gefahren niedriger Alpha-Strahlung bekannt sind, ist dies nicht mehr nur ein Experiment, das wir einst gemacht haben, sondern Mord.»

Und was sagen unsere Mainstream-Medien heute zu dieser Problematik? Sie schweigen – sie müssen inzwischen schweigen. Doch das war nicht immer so und da können wir eine erschreckende Entwicklung erkennen. Bis zum Januar 2001 haben die meisten grossen deutschen und europäischen Tageszeitungen und entsprechende Fernsehmagazine immer wieder über mögliche Gefahren und sogar Missbildungen bei Neugeborenen, hervorgerufen durch die uranhaltige Munition der Alliierten berichtet. Magazine wie Monitor und Panorama hatten Beiträge über die Folgen dieser Munition gesendet. Monitor sprach Ende 1999 sogar einmal von «ganzen Landstrichen im Kosovo», die womöglich verseucht seien. Der Spiegel-Redakteur Siegesmund von Ilsemann konnte in der Spiegel-Ausgabe 3 und 4 im Januar 2001 unter dem Titel «Tödlicher Staub» noch auf fast 12 Seiten über die Gefahren, die von den Urangeschossen für Mensch und Natur ausgehen, berichten – ohne Erfolg.

Berichterstattung nur bis 2001

Und dann starben 2001 erste portugiesische KFOR-Soldaten an höchst aggressiven Krebstumoren und Leukämien. Und in der Bundesrepublik Deutschland geriet Verteidigungsminister Rudolf Scharping durch diese Meldungen in der Presse Frühjahr 2001 heftig unter Druck. Deshalb war man sich im Pentagon und in der Nato schnell einig: Das Thema Uranmunition musste raus aus den Medien! Das Ergebnis sehen wir: Schweigen in den Printmedien und Schweigen in den etablierten Fernsehmagazinen.

Nach Aussage des früheren WHO-Wissenschaftlers Dr. Keith Baverstock im Hörfunk von Bayern 2 am 4. Dezember 2008, liegen allein im «Giftschrank» der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 16 Studien bzw. Faktensammlungen zu dem Thema «Uranmunition und gesundheitliche Folgen», die alle beweisen, dass gerade die beiden Komponenten: hohe Giftigkeit und Radioaktivität dieser Waffe sich gegenseitig kulminierend unterstützen und so die hoch aggressiven Krebserkrankungen hervorrufen. 16 Studien, die nicht veröffentlicht wurden – es ist unfassbar!

Faktensammlungen zu DU – weggesperrt

Und warum werden die nicht veröffentlicht? Die Erklärung lieferte schon am 16. Februar 2001 der Journalist Robert James Parsons in «Le Monde diplomatique». Parsons hatte herausgefunden, und lieferte das Dokument gleich mit, dass die WHO schon 1959 mit der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) auf Druck der USA einen Vertrag geschlossen hat, indem sich die WHO verpflichtete niemals Erkenntnisse über Radioaktivität und gesundheitliche Folgen zu veröffentlichen, wenn die IAEO dem nicht zugestimmt hat. Und weil die IAEO bis heute solchen kritischen Veröffentlichungen nicht zustimmt, bleiben solche Studien im «Giftschrank» der WHO.

Die Alliierten, besonders die USA und die britische Regierung liefen also Gefahr, dass man früher oder später aus ethisch – moralischen Gründen mit dem Finger auf sie zeigen würde. In den USA hatten zudem einige Rechtsanwälte Sammelklagen gegen die amerikanische Regierung eingereicht, in der über 600 Golfkriegsveteranen, die schwer missgebildete Kinder haben, um Wiedergutmachungszahlungen in Milliardenhöhe klagen. Den Verantwortlichen im Pentagon war also klar, dass es hier nicht, wie bei der Klimakatastrophe, um ein Problem geht, das alle Industrieländer der Erde verursacht haben, sondern dass für die Folgen, die der Welt und den Menschen durch die Anwendung der Uranwaffen drohen, nur sie mit ihrem Nato-Hauptverbündeten Grossbritannien verantwortlich sind. So musste das Thema «Uranwaffen und die Folgen» aus den Medien verschwinden.

Journalisten erhalten Hausverbot

Inzwischen ist es so, dass missliebige Journalisten und Filmemacher von ihren Arbeitgebern keine Aufträge mehr erhalten. Drei mir namentlich bekannte Kollegen haben inzwischen quasi Hausverbot bei öffentlich-rechtlichen Sendern. Darunter sind Leute, die 30 Jahre für diese Sender gearbeitet und zum Teil Grimme-Preise erhalten haben. Das heisst man drängt solche Journalisten ins Abseits und versucht sie mundtot zu machen um so ein kritisches Thema aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen. Und wie macht man das? Man wirft diesen Leuten vor, sie hätten in ihren Beiträgen einseitig tendenziös gearbeitet und deshalb sei ihre Arbeit nicht sendefähig bzw. nicht zu veröffentlichen. Da muss ich fragen: Stempelt die Wahrheitstendenz eines Beitrages diesen tatsächlich als tendenziös ab – und ist das Bestreben, einen solchen Beitrag zu deformieren und kaputt zu reden nicht erst recht tendenziös?

«Ganzer Berg von Lügen und übler Manipulation der Medien»

Ich möchte hier kurz aus der Rede von Harold Pinter zitieren, die er am 7. Dezember 2005 anlässlich der Verleihung des Literaturnobelpreises an ihn hielt, denn seine Aussagen sind noch heute hoch aktuell:

«Die Invasion des Irak war ein Banditenakt, ein Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus, der die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstrierte. Die Invasion war ein willkürlicher Militäreinsatz, ausgelöst durch einen ganzen Berg von Lügen und die üble Manipulation der Medien und somit der Öffentlichkeit; ein Akt zur Konsolidierung der militärischen und ökonomischen Kontrolle Amerikas im Mittleren Osten unter der Maske der Befreiung, letztes Mittel, nachdem alle anderen Rechtfertigungen sich nicht hatten rechtfertigen lassen. Eine beeindruckende Demonstration einer Militärmacht, die für den Tod und die Verstümmelung Abertausender Unschuldiger verantwortlich ist. Wir haben dem irakischen Volk Folter, Splitterbomben, weissen Phosphor, abgereichertes Uran, zahllose, willkürliche Mordtaten, Elend, Erniedrigung und Tod gebracht und nennen es dem Mittleren Osten Freiheit und Demokratie bringen.»

Das internationale Recht sieht eigentlich vor: Für die Beseitigung von Kriegsmaterial, vergifteten Böden und Wasser sind die Verursacher verantwortlich. Für zivile Opfer müssten sie sich sogar vor dem Internationalen Gerichtshof verantworten. Klar ist aber auch, dass mächtige Institutionen und Regierungen kein Interesse an einer Diskussion des Themas «Uranwaffen und die Folgen» haben. – Und da stehen wir heute immer noch.

Die britische Staatssekretärin Annabel Goldie und andere möchten trotz dieser hier aufgeführten Fakten Uranmunition in die Ukraine liefern und tut es inzwischen auch. Wissen diese Politiker nicht, dass allein im Irak seit dem Krieg 2003 mindestens 18 Regionen durch den Einsatz dieser Waffen kontaminiert sind und dass die dort lebende Bevölkerung eigentlich umgesiedelt werden müsste? Also werden früher oder später auch in der Ukraine Hunderttausende an Krebserkrankungen und Leukämien wegen des Einsatzes dieser Uranmunition sterben. Und das nur, weil solche Politiker wie die britische Staatssekretärin Goldie und andere meinen, dass diese Uranmunitionswaffen hochwirksam bei der Bekämpfung russischer Panzer sind und völlig ungefährlich! Da muss sich doch jeder fragen, sind diese Politiker verrückt und gefährlich dumm?

Aktiv für den Frieden eintreten

Nun hat auch noch unser Verteidigungsminister Boris Pistorius öffentlich von unserem Land gefordert: «Wir müssen kriegstüchtig werden», Kriegsbeteiligung allein mit massenhaft Waffen für kriegsführende Länder reicht nicht. Pistorius konkretisierte zudem, es gebe einen Aggressor in Europa, nämlich Russland und gegen diesen Aggressor müsse Deutschland einen «Abwehrkrieg», einen «Verteidigungskrieg» führen können.

Meine Damen und Herren, liebe Freunde, darum gilt es jetzt für uns sich aktiv für den Frieden einzusetzen, für einen gerechten Frieden, für ein Ende des gegenseitigen Tötens und all der Zerstörungen, das ist eine Positionierung, die dringend geboten ist und wir müssen solchen Politikern klar machen, dass wir mit Zynikern der Macht, wie den USA und der Nato nichts zu tun haben wollen. Darum müssen wir jetzt ganz hartnäckig fordern: «Frieden ohne Nato».

* Frieder Wagner, geboren 1942, war Kameraassistent bei Lucas Maria Böhmer, Gérard Vandenberg und Jan de Bont und machte sich 1970 selbständig. Seit 1982 stellt Wagner eigene Filme und Dokumentationen in Personalunion als Autor, Kameramann und Regisseur her. In Zusammenarbeit mit Elvira Ochoa gründete er die Ochoa-Wagner Filmproduktion. Seit 1986 arbeitete er auch mit dem ZDF zusammen und entwickelte unter anderem die 18-teilige Kulturreihe «Wie Denken die Welt bestimmt». Ab 1992 drehte er grössere, auch investigative Dokumentationen für ARD, ZDF und WDR. Mit seinen Dokumentarfilmen «Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra» (2004) sowie «Deadly Dust – Todesstaub» (2007) setzt sich Wagner aktiv gegen den verheerenden Einsatz von DU-Waffen ein.

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