Schliesst die US-Militärstützpunkte in Asien!
Die beste Strategie für Supermächte ist es, sich aus den Angelegenheiten Anderer herauszuhalten
von Jeffrey D. Sachs,* USA
(2. Mai 2025) Präsident Donald Trump beklagt erneut lautstark, dass die US-Militärstützpunkte in Asien für die USA zu kostspielig seien. Im Rahmen der neuen Runde der Zollverhandlungen mit Japan und Korea fordert Trump Japan und Korea auf,1 für die Stationierung der US-Truppen aufzukommen. Hier ist eine viel bessere Idee: Schliesst die Stützpunkte und schickt die US-Soldaten zurück in die USA.

(Foto Gabriella
C. Marino, 2019)
Donald Trump impliziert, dass die USA Japan und Korea einen grossen Dienst erweisen, indem sie 50 000 Soldaten in Japan und fast 30 000 in Korea stationieren. Doch diese Länder brauchen die USA nicht, um sich zu verteidigen. Sie sind reich und können ihre Verteidigung durchaus selbst gewährleisten. Viel wichtiger ist, dass Diplomatie den Frieden in Nordostasien weitaus effektiver und kostengünstiger sichern kann als US-Truppen.
Die USA tun so, als müsse Japan vor China verteidigt werden. Schauen wir uns das einmal an. In den letzten 1000 Jahren, in denen China bis auf die letzten 150 Jahre die dominierende Macht in der Region war, wie oft hat China versucht, Japan zu erobern? Wenn Sie mit «null» geantwortet haben, liegen Sie richtig. China hat nicht ein einziges Mal versucht, Japan zu erobern.
Sie könnten einwenden: Was ist mit den beiden Versuchen in den Jahren 1274 und 1281, also vor etwa 750 Jahren? Es stimmt, dass die Mongolen, als sie zwischen 1271 und 1368 vorübergehend China beherrschten, zweimal Expeditionsflotten zur Invasion Japans entsandten, die jedoch beide Male durch eine Kombination aus Taifunen (in der japanischen Überlieferung als Kamikaze-Winde bekannt) und der japanischen Küstenverteidigung besiegt wurden.
Japan hingegen unternahm mehrere Versuche, China anzugreifen oder zu erobern. 1592 startete der arrogante und unberechenbare japanische Militärführer Toyotomi Hideyoshi eine Invasion Koreas mit dem Ziel, das Ming-China zu erobern. Er kam jedoch nicht weit und starb 1598, ohne Korea unterworfen zu haben. 1894–1895 überfiel Japan China im Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg, besiegte es und machte Taiwan zu einer japanischen Kolonie. 1931 marschierte Japan in Nordostchina (Mandschurei) ein und gründete die japanische Kolonie Mandschukuo. 1937 marschierte Japan in China ein und löste damit den Zweiten Weltkrieg im Pazifikraum aus.
Niemand glaubt, dass Japan heute China angreifen wird, und es gibt keinen Grund und keinen historischen Präzedenzfall, der darauf hindeuten würde, dass China Japan angreifen könnte. Japan braucht keine US-Militärstützpunkte, um sich vor China zu schützen.
Das Gleiche gilt für China und Korea. In den letzten 1000 Jahren hat China Korea nur ein einziges Mal angegriffen: als die USA China bedrohten. China trat Ende 1950 auf der Seite Nordkoreas in den Krieg ein, um die US-Truppen zu bekämpfen, die nach Norden in Richtung der chinesischen Grenze vorrückten. Damals empfahl US-General Douglas MacArthur leichtfertig, China mit Atombomben anzugreifen. MacArthur schlug ausserdem vor, die nationalistischen Kräfte Chinas, die damals in Taiwan stationiert waren, bei der Invasion des chinesischen Festlands zu unterstützen. Gott sei Dank lehnte Präsident Harry Truman MacArthurs Empfehlungen ab.
Südkorea braucht zwar Abschreckung gegenüber Nordkorea, aber dies würde durch ein regionales Sicherheitssystem, das China, Japan, Russland, Nordkorea und Südkorea einbezieht, weitaus wirksamer und glaubwürdiger erreicht werden als durch die Präsenz der USA, die Nordkoreas Atomwaffenarsenal und militärische Aufrüstung wiederholt angeheizt und nicht verringert haben.

Tatsächlich dienen die US-Militärstützpunkte in Ostasien in erster Linie der Machtprojektion der USA und nicht der Verteidigung Japans oder Koreas. Dies ist ein weiterer Grund, warum sie abgezogen werden sollten. Obwohl die USA behaupten, ihre Stützpunkte in Ostasien seien defensiv, werden sie von China und Nordkorea verständlicherweise als direkte Bedrohung angesehen – beispielsweise, weil sie die Möglichkeit eines Präventivschlags schaffen und die Reaktionszeiten Chinas und Nordkoreas auf eine Provokation der USA oder eine Art Missverständnis gefährlich verkürzen.
Russland hat sich aus denselben berechtigten Gründen lautstark gegen die Nato in der Ukraine gestellt. Die Nato hat sich häufig in von den USA unterstützte Operationen zum Regimewechsel eingemischt und Raketensysteme in gefährlicher Nähe zu Russland stationiert. Tatsächlich hat sich die Nato, genau wie von Russland befürchtet, aktiv am Krieg in der Ukraine beteiligt und Waffen, Strategien, Geheimdienstinformationen und sogar die Programmierung und Nachverfolgung der Raketenangriffe tief im russischen Territorium bereitgestellt.
Beachten Sie, dass Trump derzeit obsessiv auf zwei kleine Hafenanlagen in Panama fixiert ist, die einem Unternehmen aus Hongkong gehören, angeblich weil China die Sicherheit der USA bedroht (!), und dass er diese Anlagen einem amerikanischen Investor verkaufen will. Die USA ihrerseits umzingeln China nicht mit zwei winzigen Hafenanlagen, sondern mit grossen US-Militärstützpunkten in Japan, Südkorea, Guam, auf den Philippinen und im Indischen Ozean – in unmittelbarer Nähe zu Chinas internationalen Seewegen.
Die beste Strategie für die Supermächte besteht darin, sich aus den Weg zu gehen. China und Russland sollten, gelinde gesagt, keine Militärstützpunkte in der westlichen Hemisphäre eröffnen. Als dies zuletzt versucht wurde, als die Sowjetunion 1962 Atomwaffen in Kuba stationierte, wäre die Welt beinahe nuklear vernichtet worden. (Siehe Martin Sherwins bemerkenswertes Buch «Gambling with Armageddon» für schockierende Details darüber, wie nah die Welt damals einem nuklearen Armageddon war). Weder China noch Russland zeigen heute die geringste Neigung, dies zu tun, trotz aller Provokationen durch US-Stützpunkte in ihrer Nachbarschaft.
Trump sucht nach Möglichkeiten, Geld zu sparen – eine ausgezeichnete Idee, wenn man bedenkt, dass der US-Bundeshaushalt jährlich 2 Billionen Dollar, mehr als 6 % des amerikanischen BIP, verschlingt. Die Schliessung der US-Militärstützpunkte im Ausland wäre ein hervorragender Anfang.
Trump schien zu Beginn seiner zweiten Amtszeit sogar diesen Weg einschlagen zu wollen, aber die Republikaner im Kongress haben eine Erhöhung statt einer Senkung der Militärausgaben gefordert. Doch angesichts der rund 750 US-Militärstützpunkte in etwa 80 Ländern ist es höchste Zeit, diese Standorte zu schliessen, die Einsparungen einzustreichen und zur Diplomatie zurückzukehren. Die Gastländer für etwas bezahlen zu lassen, das weder ihnen noch den USA nützt, ist sowohl für die USA als auch für die Gastländer ein enormer Aufwand an Zeit, Diplomatie und Ressourcen.
Die USA sollten eine grundlegende Vereinbarung mit China, Russland und anderen Mächten treffen. «Ihr haltet eure Militärstützpunkte aus unserer Nachbarschaft fern, und wir halten unsere Militärstützpunkte aus eurer fern.» Eine grundlegende Gegenseitigkeit zwischen den Grossmächten würde in den kommenden zehn Jahren Militärausgaben in Höhe von Billionen Dollar einsparen und, was noch wichtiger ist, die Weltuntergangs-Uhr von 89 Sekunden vor dem nuklearen Armageddon zurückdrehen.2
* Jeffrey Sachs ist Professor an der Columbia University, Direktor des Zentrums für nachhaltige Entwicklung an der Columbia University und Präsident des UN Sustainable Development Solutions Network. Er war Berater von drei UN-Generalsekretären und ist derzeit SDG-Anwalt von Generalsekretär António Guterres. |
Quelle: https://www.other-news.info/close-the-us-military-bases-in-asia/, 21. April 2025
(Übersetzung «Schweizer Standpunkt»)